Der historische Posthof zu Bacharach
Die Geschichte des alten Pfarr- und Posthofs reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück. Damals befanden sich Bacharach und das Viertälergebiet (Rheindiebach, Oberdiebach, Manubach, Steeg) im Besitz der Kölner Bischöfe. Diese überließen den begehrten Bacharacher Zehnten dem dortigen Andreas-Stift, das bis zur Reformation die Pfarrrechte für Bacharach ausübte.
Im 13. und 14. Jahrhundert errichtete das Kölner Stift südlich der St. Peterskirche den Pfarrhof – den späteren Posthof. Er war Sitz des Kirchherrn sowie von über 25 Geistlichen, die den weitläufigen Sprengel betreuten. Wegen der ertragreichen Weinzehnten galt die Pfarrstelle als besonders begehrt. Zum Pfarrhof gehörte auch eine dem Erzengel Michael geweihte Kapelle. 1793 wurde das Anwesen an Johann Friedrich Wasum verkauft – der Beginn der eigentlichen Geschichte des „Alten Posthofs“ in Bacharach.
Der Rhein bildete seit Jahrhunderten die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im Reich. Deshalb richtete das Haus Thurn und Taxis bereits 1666 eine Posthalterei und ein kaiserliches Postamt in Bacharach ein. Nach der Übernahme des Posthofs wurde Franz Christian Wasum 1793 Postverwalter. Unter französischer Besatzung führte er ab 1794 den Titel „maître de poste“. Nach dem Übergang des Rheinlands an Preußen im Jahr 1815 wurde er zum „Königlich-Preußischen Postmeister“ ernannt.
Neben Brief- und Gütertransport spielte die Personenbeförderung eine zentrale Rolle in der Zeit der Postkutschen. 1807 entstand daher ein Gasthof mit Brauerei direkt neben dem großen Toreingang, wo Reisende übernachten konnten. Neben komfortabel ausgestatteten Gästezimmern standen Stallungen für Pferde, Remisen sowie ein geschlossener Hof für Fuhrleute mit gesicherter Lagerfläche zur Verfügung. Zu den Gästen zählten hochrangige Persönlichkeiten wie der Kaiser von Österreich, der Zar von Russland, preußische Prinzen, Fürst Metternich, Victor Hugo und viele weitere Berühmtheiten.
Ein Sprung ins 21. Jahrhundert:
2010 erwarb der Oberweseler Unternehmer und Metzgermeister Hans Steinhauser den zu diesem Zeitpunkt sanierungsbedürftigen Posthof samt insolventem Betrieb. Durch umfangreiche Investitionen in Bau, Sanierung und Modernisierung gelang es ihm, den denkmalgeschützten Gebäudekomplex als regionale Sehenswürdigkeit wiederzubeleben und erstmals in der gastronomischen Geschichte des Hauses ein nachhaltiges, profitables Wachstum zu erzielen. Zwischen 2011 und 2017 wurden unter anderem der Winandhof, der Biergarten und der Weinberg neu erschlossen, die Remise und Weinstube restauriert sowie der Posthofsaal, die Galerie und der Innenhof umfassend erneuert. Das gastronomische Konzept wurde modernisiert und fand weit über die Grenzen des UNESCO-Welterbes Mittelrheintal Beachtung. Nach dem plötzlichen Tod des Eigentümers im Dezember 2017 blieb das Anwesen von 2018 bis 2019 geschlossen.
2020 eröffnete der Posthof erneut – nun unter der Leitung von Sebastian Steinhauser in zweiter Generation, allerdings zunächst nur in verkürztem Saisonbetrieb sowie für Veranstaltungen und private Gruppen.
Seit März 2023 wird der Posthof von Muzaffer Oguz, einem erfahrenen Multi-Gastronomen im Mittelrheintal, wieder im vollen Saisonbetrieb geführt. Herr Oguz ist bekannt als Betreiber des Forsthauses Heiligkreuz sowie der Restauration auf der Loreley.
Alice und Sebastian Steinhauser sind stolz als Eigentümer, die Verantwortung für dieses einzigartige Kulturdenkmal zu tragen, es im Sinne der Gemeinde und des UNESCO-Welterbes Mittelrheintal zu bewahren und zugleich nachhaltig mit neuem Leben zu füllen.
In Erinnerung an Hans Steinhauser (1955-2017)
Inge Reindel (2.v.l.n.r.), Hans Steinhauser (3.v.l.n.r.), Sebastian Steinhauser (4.v.l.n.r.), Luise Steinhauser (1925-2012, 5.v.l.n.r.)